Mittwoch, 5. September 2018

Kindheitserinnerungen

Manchmal werde ich von Gartenbesuchern gefragt, ob ich als Kind schon gerne im Garten gearbeitet hätte.
Nein, mit Sicherheit nicht. Damit wäre nur ein schöner Ferientag ruiniert gewesen. Wenn ich konnte, machte ich um jede Gartenarbeit einen ganz großen Bogen.
Es gab nur 2 Ausnahmen, denen ich mich freiwillig stellte. Die eine war Sauerkirschsagopudding und die andere Graue Mäuse...
Bei ersterem wurden die Steine, der zuvor entsteinten Sauerkirschen, mit dem Saft, der sich zwischen den Steinen sammelte, ausgekocht, abgeseiht und mit Sago zu Pudding verkocht. Lecker. Dieser Kirschpudding motivierte mich als Kind eimerweise Sauerkirschen zu entsteinen. Dazu muss man sagen, dass wir nicht etwa die großen Schattenmorellen hatten, die man plopp, plopp, plopp, durch die Maschine jagen konnte. Nein, unsere Sauerkirschen waren genau so klein, dass der Stempel der Maschine zuverlässig statt dem Stein das Fruchtfleisch daneben ausstanzte. Was für eine Verschwendung. Also wurde jede Kirsche einzeln mit der Öse einer Rouladennadel von Hand entsteint. Eimerweise! Aber es gab ja dann auch eimerweise Kirschsagopudding und die Welt war in Ordnung.

Das 2. was mich motivierte, waren besagte graue Mäuse. So werden hier in der Gegend kleine unscheinbare Pfirsiche genannt. Sie wachsen überall. Man braucht den Kern nur irgendwo hinspucken und kann sich sicher sein, dass nach einigen Jahren genau an dem Irgendwo ein Pfirsichbaum steht. So unscheinbar wie die Früchte aussehen, so lecker sind sie.Supersüss und gleichzeitig ein wenig bitter. Da kommt kein Dosenpfirsich mit.
Als Kind liebte ich die graue Mäuse im Kompott zum Dessert.

Nur die Verarbeitung ist aufwendig. Die Pfirsiche müssen gepflückt, ein paar Tage gelagert, dann gebrüht, die Haut abgezogen, eingeweckt oder eingefrostet werden.

Die letzten Jahre war die Ernte nicht so üppig. Meist reichte es für den direkten Weg in den Mund und ich hatte auch nicht soo die Lust auf diese Arbeit.

Aber dieses Jahr hingen die Bäume übervoll. Sie bogen sich regelrecht. Keine Ahnung, ob es an diesem verrückt kalten Frühjahr lag oder ob die Solitärbienen aus dem Insektenhotel gleich nebenan für die maximale Bestäubung sorgten. Die einschlägigen Gartenkataloganbieter hätten ihre Freude an Bildern von den vollhängenden Zweigen gehabt. Wie mir hinterher einfiel. Nachdem ich die Pfirsiche vom Baum hatte.

Jedenfalls besann ich mich auf "meine" Kinderarbeit, fragte Muttern, schlug bei Dr. Oe nach und machte mich an die Arbeit.
Das ist nicht etwa die ganze Ausbeute,nein, es ist nur eine fingermatschfreie Momentaufnahme

Jetzt reicht es für jeden Sonntag zum Dessert;)

1 Kommentar:

  1. das weckt auch meine Erinnerungs, so schön wie du es schilderst. Richtig die haarnadel meiner Großmutter nahmen wir zm entsteinen der Sauerkirschen. Und aus dem ausgekochten Saft der Steine gab es bei uns Kirschsuppe mit milchreis. meine Mutter mochte kein Sago und so lente ich es viel später bei meiner Schwiegermutter kennen, In der Familie hieß es Froschlaich!
    Und Pfirsiche weckte meine mUtter auch ein. Nur gab es bei uns keine Pfirsichbäume in Norddeutschland. Meine Großmutter kommt aus Thüringen und daher wohl auch die Vorliebe meiner Mutter dafür.
    So kaufte sie extra eine Kiste Pfirsiche in Kiel, 20km Auofahrt in den 60iger Jahren, diese wurden auch kurz abgewellt, die Haut abgogen, entstein und dann mit Zuckerwasser eingeweckt. Wenn man im Winter krank war mit einer Mandelentzündung, nichts schlucken konnte, waren die milden kellerkalten Pfirsiche eine Köstlichkeit!
    Danke für die schönen Erinnerungen. Frauke
    entdeckte den Blog über einen anderen Blog Storchschnabel...

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