Seit gestern nachmittag ist es hier kalt und nassgrau, dazu ein gruftigkalter Wind aus Osten, der die gefühlte Temperatur auf eiskalte Minusgrade senkt. Och nee, da muss frau nicht raus. So ein Wetter sehe ich mir lieber von drinnen, mit einer heißen Tasse Tee, an und mache Pläne.
Dann stapeln sich hier Bücher und Zeitschriften. In der
Gartenpraxis ist auf der letzten Seite immer Buchwerbung. Diesmal ist es der
Grundkurs Gartendesign von John Brookes, einem englischen Gartengestalter, welcher jetzt für wenig Geld angeboten wird. Der Grundkurs, nicht der Gestalter.
Ich hatte vor Jahren ein Buch von ihm durch Zufall in der Hand und beim Lesen die Initialzündung, was die Gartengestaltung angeht. Als wir uns damals das Grundstück das 1. Mal ansahen, kam mir der Garten schon sehr harmonisch vor, ohne das ich sagen konnte, woran es lag. Bis mir eben John Brookes die Augen öffnete.
Er behauptet, dass für einen harmonischen Gesamteindruck alles in einem Verhältnis stehen muss und deshalb sucht er sich z.B. ein markantes Teil am Gebäude aus. Das kann die Breite einer Terrasse sein oder eines Erkers oder einer Fensterfront. Je nach dem, was einem an dem Haus besonders auf- und gefällt und danach sollte sich die Aufteilung des Gartens richten. Man nimmt dieses Maß als Grundraster, auf dem sich dann die ganze Gestaltung aufbaut.
Bei uns ist es, wenn ich im Garten stehe, die Nische zwischen Eingang und Garage. Aus diesem Fenster schaue ich am meisten in den Garten.
Die Nische hat eine Breite von 3m. Dann fing ich an zu messen. Das Haus hat einen Grundriss von 9x9m. Der markante alte Apfelbaum im Hof, unter dem wir im Sommer sitzen, ist 9m vom Haus und von der Werkstatt entfernt. Die Werkstatt misst in der Länge mit Unterbrechungen 15m. Die alten Obstbäume sind in einem Raster von 6m, bzw. die kleineren in einem Raster von 3m, gepflanzt. Die Ligusterhecke stand damals 15m vom Haus weg. Das ganze Grundstück misst in der Breite 21m.
Damit hatte ich mein Raster. Es beträgt 3m im Quadrat und lässt sich beliebig auf 6, 9, 12 oder 15m in den Längen erweitern. Für mich war das die logische Erklärung.
Unbewusst hatte ich mich schon vorher daran gehalten. Aber jetzt, wo ich es schwarz auf weiß hatte, war alles klar. Ich habe keine Ahnung wie John Brookes einen Hanggarten unterteilt, aber für meinen Flachlandgarten war es genau das Richtige.
Seitdem versuche ich mich bei meinen Neuplanungen an dieses Raster zu halten und es funktioniert wunderbar.
Die 3m Kantenlänge lassen sich natürlich auch dritteln oder halbieren. Im Großen und Ganzen läuft es bei mir immer wieder auf die 3m hinaus.
Er gibt in seinen Büchern auch Bepflanzungstipps, die sind bei uns nur mit Vorsicht zu genießen, da sie doch mehr an das englische statt an das kontinentale Klima angepasst sind.
Gerade bei der Bepflanzung hat mir das Buch von
Wolfgang Borchardt "Pflanzenkompositionen" sehr geholfen. Er erklärt bis ins Detail warum, wieso, weshalb etwas gut aussieht. In welcher Menge schmale oder breite Blätter wirken. In welchem Verhältnis Farben und deren Häufigkeit zu einander stehen. Alles sowas.Genau das Richtige für den professionellen Gartengestalter oder den der es werden will.
Ansonsten halte ich mich was die Bepflanzung angeht, an den bewährten Spruch von Karl Foerster "Pauke und Harfe" und von Wolfgang Oehme "Klotzen statt kleckern".
Blattkontraste funktionieren immer;-)