Dienstag, 3. März 2015

Weißer Wald

Ich habe meinen Blog bewusst ein Stückchen Lausitz genannt.
1.weil mein Garten in der Lausitz liegt und
2. weil ich immer mal wieder ein Stückchen Lausitz vorstellen möchte.
Die Lausitz ist so vielfältig mit immer wieder anderen Eindrücken,das muss einfach gezeigt werden.

Heute ist es ein Teil der polnischen Lausitz hinter der Neisse. Ich bin durch Zufall darüber gestolpert.

Vor 2 Jahren infizierte ich mich  in England bei einer Winterreise mit dem  Galanthus-Virus. Einmal infiziert,  lässt einen der Virus nicht mehr los. Das Auge stellt sich automatisch am Ende des Winters auf den Schneeglöckchenmodus um und ich komme an keinem mehr vorbei, ohne nicht genauer hinzusehen.
Jedenfalls hatte ich bis dahin die Schneeglöckchen in meinem Garten sträflich vernachlässigt.Ich hatte vielleicht eins , vielleicht auch zwei. Aber mehr nicht. Ein schwerer Fehler!
Ich machte mich schlau. Schneeglöckchen mögen es nährstoffreich und im Sommer trocken. Dort wo z.B. Brennnesseln wachsen, fühlen sich auch Schneeglöckchen wohl.
Aber, Schneeglöckchen stehen seit 1990 unter Naturschutz. Pflücken und Ausgraben sind in der Natur strengstens verboten.

Ein Merkmal unserer Gegend ist, dass durch den Kohleabbau immer wieder Dörfer abgebaggert bzw. umgesiedelt werden. Diese Orte sind oft noch für einige Jahre völlig verlassen, bevor sie komplett abgerissen werden. Früher wurde dies devastieren genannt. Ein bedrückender Anblick. In so einem Ort Schneeglöckchen auszugraben und in meinem Garten eine neue Heimat geben, sehe ich nicht als Frevel an der Natur an. Im Gegenteil, ich rette sie vor dem Kohlebagger.

Es gibt hier aber auch ganz andere Orte und diesen möchte ich vorstellen. Im Zusammenhang mit der neuen Grenzziehung nach dem II.Weltkrieg wurden östlich der Neisse viele kleine Dörfer komplett niedergebrannt und die Häuser größtenteils abgetragen. Der Rest fiel im Laufe der Zeit zusammen. Jetzt, nach 70 Jahren, sieht man nicht mehr viel  davon.

Eine Radtour im Sommer führte uns an so einem Ort, dem ehemaligen Dorf Wendisch Musta, vorbei. Mir fielen nur ein paar alte Obstbäume, die überwachsenen Schuttberge, das Brennnesselgestrüpp und ein großes rotes polnisches Schild am anderen Ende des Ortes auf. Merken, dachte ich mir. Das siehst du dir noch mal an.
Und jetzt waren wir wieder dort. .
Ein weißer Wald


Die Schneeglöckchen sind noch nicht ganz aufgeblüht, vielleicht in 10 Tagen, aber es ist jetzt schon ein wunderbarer Anblick und nicht ganz einfach zu fotografieren...

 ...und ich schwöre, ich hatte nur die Kamera dabei und keine Schippe.

Schneeglöckchen lassen sich wunderbar vermehren, wenn man die Tuffs nach der Blüte auseinander nimmt und die Zwiebeln einzeln wieder einpflanzt.
Also habe ich vor 2 Jahren in der Nachbarschaft und bei Bekannten ein bisschen herumgebettelt und seitdem wieder Schneeglöckchen.

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